Ausstellung als Geburtstagsgeschenk



Lindenhof-Museum zeigt Wächtersbacher Keramik im Silberschmuck

Brachttal-Streitberg (dl). Etwas Außergewöhnliches als Gebrauchsgegenstand sollte es sein, was Klaus-Dietrich Keßler sich anlässlich seines 75. Geburtstages als Keramik-Sonderausstellung vorgestellt hatte. Die Zusammenarbeit der Designerin Ursula Fesca mit dem Silberschmied Richard Schleissner hat Ende der 40er Jahre des letzten Jahrhunderts ganz erstaunliche Ergebnisse hervorgebracht.

Klaus-Dietrich Keßler lässt sich von Brigitte Schleissner die Besonderheiten der Montagen von silbernen Elemen ten erklären. (Foto: Löchl)

Brigitte Schleissner, jetzige Mitinhaberin der seit über 325 Jahren in Familienbesitz befindlichen gleichnamigen Silberschmiede, stellte zusammen mit Keßler in einer Präsentation die erst kürzlich neu klassifizierten Schätze der Keramikkunst im Lindenhof-Keramikmuseum vor.

Soweit es Schleissner den Aufzeichnungen ihres Großvaters entnehmen konnte, gab es nach 1945 eine Zusammenarbeit zwischen der Keramikfabrik und der Silberschmiede. Kannen, Teller und Schalen mit Silbermontagen als Gebrauchsgegenstände sind in dieser Geschäftsbeziehung entstanden.

Dabei werden die Keramiken mit einer bleistiftfarbenen Grafitglasur der damals für das Design der Fabrik verantwortlichen Ursula Fesca zugeschrieben. Die echt silbernen Deckel von Kannen und die Umrandungen von Tellern und Schalen in dem gleichen wertvollen Material stammen vom Silberschmied Richard Schleissner; das belegte seine Enkelin mit den noch vorhandenen Skizzen und Entwürfen für die Objekte.

In kleinen Auflagen entstanden in dieser Zeit Gegenstände, die durchaus zur Benutzung kreiert wurden. Farblich besonders gut harmoniert die Grafitglasur der Keramiken mit dem reinen Silber der Montagen, das zeigen die Exponate der Ausstellung. Aus dem edlen Material aus Silberblech ausgeschnitten, kunstvoll ziseliert, getrieben oder gegossen sind die Verzierungen, die Deckel und Umrandungen schmücken. Als besonders angenehm und handschmeichelnd empfindet der Benutzer das Gefühl beim Berühren der Oberfläche der Gegenstände. Die besondere Glasur gibt der Keramik einen hautfreundlichen Überzug.

Die Zusammenarbeit wurde beendet, als sich die Wächtersbacher Keramikfabrik auf die Herstellung von Gebrauchsgeschirr in großen Auflagen konzentrierte. Da passten die kleinen Mengen, die die Silberschmiede zur Herstellung ihrer Produkte benötigte, nicht mehr ins

Programm. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Schleissners Großvater die Idee dieser material sparenden Variante von Gebrauchsgeschirr des gehobenen Geschmacks. Die mit Sterlingsilber veredelten Keramiken verkauften sich gut, aber natürlich bewegte sich der Absatz bei Weitem nicht in der Größenordnung, in der die Keramikfabrik zu jener Zeit ihre Produkte herstellte.

Bereits in neunter Generation führt die Diplom-Designerin Brigitte Schleissner den seit 1680 bestehenden Familienbetrieb, der nach dem Umzug im Juli 2005 auf dem Hofgut Zippur in Hain-Gründau angesiedelt ist. Nachdem ihr Klaus-Dietrich Keßler die bei einer Auktion erstandene Kanne aus dieser Schaffensperiode der Wächtersbacher Keramik gezeigt hatte, recherchierte Schleissner im Firmenarchiv und fand tatsächlich noch Unterlagen ihres Großvaters, die eine Zusammenarbeit mit der Kera¬mikfabrik belegen. Auch einzelne Stücke aus jener Zeit hat sie in dem Fundus der Silberschmiede entdeckt und für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Keßler freute sich außerordentlich darüber, dass er ausgerechnet zu seinem Geburtstag diese Sonderausstellung eröffnen konnte, denn wie der Jubilar einleitend bekannte, möchte er immer für alles Schöne offen bleiben, besonders wenn es aus Wächtersbacher Keramik ist.

Quelle: Gelnhäuser Neue Zeitung 25.05.2010