Deutschland „nachhaltig" kennenlernen
Kanadische Studenten besuchen das Lindenhof Keramik-Museum
Brachttal-Streitberg (dl). Sieben Studenten der Unversität Montreal haben sich zusammen mit Ihrer Professorin Dr. Rosemarie Schade auf den Weg gemacht, um in Deutschland von der Hochschule Fulda unterstützt, Erfahrungen zu dem Thema ihres Studienprojekts „Nachhaltigkeit in Natur, Wirtschaft und Kultur" zu sammeln. Die Universitäten Montreal und Fulda haben den Austausch der Studenten vereinbart, der neben den in dem Thema weiterführenden Praktika auch den Besuch von kulturellen Einrichtungen beinhalten soll. Auf Einladung von Marlies und Klaus-Dietrich Keßler besuchten sie das Lindenhof Keramik-Museum.
Nachhaltig in Erinnerung bleiben werden für die Studenten eine überaus freundliche Aufnahme in den Gastfamilien, wo sie während ihres zweimonatigen Aufenthalts wohnen, ein hoch technisiertes Land, in dem die Kommunikationswege in den ländlichen Regionen genau so lang(sam) sind wie In vergleichbaren strukturschwachen Räumen zu Hause, und eine Nation, in der man „lächeln, aber nicht lachen kann". Deutschland ist das am weitesten entwickelte Land mit gelebter Nachhaltigkeit, haben die Kanadier Vorfeld zu ihrem Besuch im Internet recherchiert. Als korrekt, gut organisiert und sehr offen haben sie bisher die Menschen hier kennengelernt.
Als sehr rigide und formal korrekt werden die Deutschen in Kanada beschrieben. Das herzliche Lachen bleibe dabei oft auf der Strecke, hat die Mutter eines Studenten, die für eine längere Zeit in Deutschland gelebt hat, ihrem Sohn mit auf den Weg gegeben. Eine Studentin hat bei ihren Nach Forschungen erfahren, dass die Deutschen in schönen Häusern wohnen und sich hauptsächlich von Käse, Kartoffeln und Bier ernähren. Für sie viel wichtiger war die Erfahrung, dass hier auf dem Lande da, Licht und der Wechsel von Tag und Nacht Im Gegensatz zum Leben in der Stadt viel stärker wahrnehmbar sind. Auch kommt es Ihr so vor, als ob die Menschen hier ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl haben als in ihrer Heimat. Die Studenten schilderten bei dem Gespräch auf dem Lindenhof ihre ersten sehr positiven Eindrücke. Am Ende sie ihres Aufenthalts wollen sie dann über ihre gesamte Zeit hier ein Resümee ziehen.
Professorin Dr. Rosemarie Schade, Hochschullehrerin für jüngere Geschichte an der Concordia-Universität in Montreal, ist in Brachttal kein unbeschriebenes Blatt. Hat sie doch das „Projekt Waechtersbach" ins Leben gerufen und die nachhaltige kulturelle und soziale Bedeutung der Keramikfabrik untersucht. Auch Dr. Hans Otto Wack, Lehrbeauftragter der Hochschule Fulda, Ist bestens bekannt durch den von ihm initiierten Kulturwanderweg (Wasserweg) Brachttal. Beide betreuen die sieben Studenten im Alter zwischen 19 und 22 Jahren bei ihren Praktika und in ihrer Freizeitgestaltung, wenn sie Einrichtungen wie das Lindenhof Keramik-Museum, den Tannenhof mit seiner vielfältigen Honigverwertung, oder das Brachttal-Museum, das Keramikmuseum in Wächtersbach und die ehemalige Produktionsstätte der Keramikfabrik besuchen.
Der frühere Industriestandort Schlierbach hat es Dr. Schade angetan. Über Jahrzehnte hat die Keramikfabrik wie keine andere Institution das soziale, wirtschaftliche und kulturelle Leben in der Region mitgeprägt. Neben den Studien en über Landwirtschaft, Wasser und Energie sollen die Studenten von Dr. Schade mithilfe der Produkte dieser Fabrik auch etwas über die kulturelle Nachhaltigkeit dieser Wirkungsstätte erfahren. Klaus-Dietrich Keßler zeigte den staunenden Studenten seine umfassende Sammlung von den Anfängen der Fabrikproduktion in Schlierbach bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Wenn Deutschland die für andere Länder beispielhafte Energiewende schaffen sollte, so gibt es vielleicht auch einen erneuten Umschwung und eine neue Blütezeit In der Geschichte der Keramikfabrik, hofft Klaus Dietrich Keßler. Für das nächste Jahr wurden deutsche Studenten im Austausch nach Kanada eingeladen.
Quelle: Gelnhäuser Neue Zeitung 08.07.2013
Aktualisiert (Dienstag, den 23. Juli 2013 um 07:32 Uhr)