Ein Stück Identität für Brachttal



Christoph Stürz, Marlies Keßler, Klaus-Dietrich Keßler, Sigrid Schindler und Karl Eyerkaufer (vorne von links) beim Empfang zum Jubiläum. (Foto: Löchl)Zehn Jahre Keramik-Museum Lindenhof von Familie Keßler

Brachttal (dl). Einen großen Traum zu verwirklichen, ist für viele Menschen nicht realisierbar. Ihn zu pflegen, zu erhalten und sogar noch auszubauen, ist dann noch viel aufwendiger, wissen Marlies und Klaus-Dietrich Keßler, die ihr Keramik-Museum Lindenhof aus eigener Kraft aufgebaut und ausschließlich aus der eigenen Tasche finanziert haben. Anlässlich der Feier zum zehnjährigen Bestehen des Museums waren sich alle Festredner mit Sigrid Schindler einig, dass sich die Keßlers um das Bewahren, Schützen und Weitertragen des für Brachttal so wichtigen Kulturgutes verdient gemacht haben.

Schindler gratulierte im Namen des Landrates zum Aufbau und Erhalt „von einem Stück Heimat für unsere Gemeinde" und sprach sich privat als große Liebhaberin von Waechtersbacher Steingut, aber auch im Interesse Brachttals und des Main-Kinzig-Kreises dafür aus, dieses Kleinod, das nur durch das besondere private Engagement der Keßlers entstanden ist, zu erhalten und zu pflegen. Diese Schätze gelte es auch weiterhin gut zu verwalten, weil die Keramikfabrikation ein Stück Identität von Brachttal sei. Schlierbach hätte ohne die Keramikfabrik eine völlig andere Entwicklung durchgemacht, und es sei die Aufgabe der heute lebenden Generationen, die Entwicklungsgeschichte und den Ursprung für das heutige Erscheinungsbild der Gemeinde der Nachwelt zu erhalten. Schindler appellierte, gerade in Bezug auf die Museumskultur in Brachttal und im ganzen Kreis, mehr an einem Strang zu ziehen, um unter Umständen mit einer Museums-Route, einem roten Faden gleich, den Kreis und die Gemeinde Brachttal den interessierten Besuchern zu erschließen.

Klaus Keßler glaubt fest daran, dass sein Traum noch ausbaufähig ist. Mit dein Zusammenschluss der Freunde, Historiker und Sammler im Förderkreis Steingut Schlierbach sei ein erster Schritt in Richtung Weiterleben der Steingutfabrik gemacht worden. Nun wäre es folgerichtig auch sinnvoll, dass die Museen der Region enger zusammenarbeiten, oder sogar ein gemeinsames Konzept auszuarbeiten, um zum Beispiel den Fremdenverkehr in dieser strukturschwachen Region zu fördern.

Daran ist auch Bürgermeister Christoph Sturz interessiert, der nicht nur die Eigeninitiative und das privatwirtschaftliche Engagement der Keßlers herausstellte, sondern auch deren politischen Einsatz für die Gemeinde hervorhob. Das betonte auch der stellvertretende Vorsitzende der Gemeindevertretung und SPD-Fraktionsvorsitzende Dieter Weber in seiner Dankesrede.

Für Karl Eyerkaufer ist der 12. Oktober 2003 immer noch in besonders guter Erinnerung. Der damalige Landrat sollte mal so eben auf dem Weg zum Schelmenmarkt in Gelnhausen ein Museum in Streitberg eröffnen. Aus dem von seinen Mitarbeitern vorgesehenen Aufenthalt von 30 Minuten wurde ein wesentlich längerer Besuch, weil seine Frau sich für die ausgestellten Stücke sehr stark interessierte. Heute gibt es im Privathaushalt der Eyerkaufers selbstverständlich Waechtersbacher Keramik. und das erste, was er nach seiner Pensionierung im Haushalt lernen musste, war die Instruktion seiner Frau, dass Geschirr aus Waechtersbacher Keramik nicht in die Spülmaschine gehört.

Die Spielleute von „Luxuria Auris- begeistern die Gäste. (Foto: Löchl)Die „Statthalterin" der Waechtersbacher Keramik. Silke Tiemann, hatte zum Jubiläum einen „Waechtersbacher Dippe" als Geschenk mitgebracht, der aus der jüngsten Fertigung – in limitierter Auflage von 100 Stück – stammt. Ludwig Naumann, der Vorsitzende des Förderkreises Martinskirche Udenhain, brachte dein Vereinskameraden Keßler ein selbst bearbeitetes Baumstamm-Stück mit, das bei Baumpflegearbeiten herausgesägt worden war. Mit einem schönen Bild stellte sich Naumann die Linde im Museumshof, die das Brachttal überragt, als Bindeglied zwischen Streitberg und Udenhain vor. Eine Verbindung zwischen Mittel alter und Moderne stellte die Gruppe „Luxuria Auris" musikalisch her. Die Spielleute aus Gelnhausen interpretieren althergebrachte Folklore mit alten Instrumenten in ihrer ganz eigenen Spielweise. Nach dem Hörgenuss wurde etwas für das leibliche Wohl der Festgäste getan. Für die Freunde. Sammler und interessierte Besucher waren noch zwei Fachvorträge von Ulrich Linnemann und Pascal Heß angekündigt. Bei Kaffee und Kuchen fand der gemütliche Ausklang des Tages auf dem Lindenhof statt.

 

Quelle: Gelnhäuser Bote 12.06.2013