Weihnachtsausstellung Dezember 2013



„Historische Holländische Kacheln und Waechtersbacher Fliesen“

Kacheln und Wandfliesen sind eine uralte menschliche Erfindung. Die uns bekannten ältesten gebrannten Fliesen aus dem 4. vorchristlichen Jahrtausend wurden in Ägypten hergestellt. Aus Mesopotamien kennen wir riesige Fliesenbilder, mit denen die Fassaden von öffentlichen Gebäuden über viele Jahrhunderte verziert wurden. Das bekannteste Beispiel  dafür ist das Ischtar-Tor von Babylon, unter König Nebukadnezar d. II (604 – 562 v.Chr.) erbaut, von Robert Koldewy entdeckt und ausgegraben, nach Berlin gebracht und auf der Museumsinsel im Pergamon-Museum wieder aufgebaut.

 

Im Alten Persien und im Alten China wurden farbige Fliesen hergestellt.

Der gesamte arabische Raum ist eine unglaubliche Fundgrube für farbige Fliesen mit geometrischen und naturalistischen Dekoren. Nach Europa kam die Fliesenmode über das Spanien der Sarazenen im frühen Mittelalter. Im 16. Jahrhundert blühte in Frankreich und den nördlichen Niederlanden eine große Fayence-Industrie auf.

Im 17. Jahrhundert kamen holländische Kacheln mit den zurückkehrenden „Grönlandfahrern“ (Walfängern) auch nach Norddeutschland und wurden zu einer großen Mode. Insbesondere Schiffs- und Seefahrts-Darstellungen erfreuten sich großer Beliebtheit. Es sieht so aus, als ob es unter den Seeleuten einen  regelrechten Wettstreit gegeben hätte, ihr Zuhause mit den jeweils modernsten Kacheln  zu schmücken.
Erfolgreiche, wohlhabende Reeder und Kapitäne  ließen in ihren Häusern alle Wände mit Kacheln schmücken. Das bekannteste Beispiel dafür ist der berühmte „Königs-Pesel“ auf der Hallig Hooge.

Um 1600 fand bei der Kachelherstellung in den Niederlanden ein Wandel von mehrfarbigen Kacheln zu einfarbigen Kacheln statt, die nun ausschließlich mit blauer Farbe bemalt wurden. Um 1750 wurden manganfarbene Kacheln modern. Vermutlich entsprach deren zartes Violett dem Zeitgeschmack des Rokokos besser als das härtere Blau.

Es gibt eine überwältigende Zahl von „Fliesen-Themen“:

Segelschiffe, Menschendarstellungen, Meerufer-Landschaften, Blumenvasen mit Tulpen (Blomenpottjes), Bilder aus der Bibel (Historien), Kinderszenen, Tiere.
Diese Tiere – überwiegend 17. Jahrhundert – wurden vielfach springend dargestellt, daher der holländische Name „Springertjes“.

Bei uns in Deutschland gab es in den 1940er bis 1960er Jahren  wieder einen regelrechten Kachel-Boom. Insbesondere Tische, Beistelltische, Bar- und Tee-Wagen  wurden mit Kacheln verziert, aber auch Kachel-Wandverkleidungen von Hausbars kamen in Mode.

Die Waechtersbacher Steingutfabrik, die immer „das Ohr am Puls der Zeit“ hatte, begann ebenfalls mit der Produktion eines überaus vielfältigen Fliesenspektrums.
Darunter gab es Fliesen-Entwürfe, die eindeutig bestimmte historische holländische Kacheln zum Vorbild hatten. Ebenso  entstand eine Kachelserie (Entwerferin Ursula Fesca) mit Schiffsdarstellungen und Seezeichen, die zumindest von holländischen Fliesen inspiriert war.

Mittlerweile sind Kacheln wieder aus der Mode gekommen. Eigentlich schade…….


 

Kachel-Entwürfe von Ursula Fesca, Ende der 1 930er Jahre (?)