Wächtersbacher Keramik und Historismus
Traditionsunternehmen blickt auf seine Wurzeln
Wächtersbach. Als sich Ende November vergangenen Jahres Forscher und Sammler im . Lindenhofmuseum von Marlies und Klaus-Dietrich Keßler trafen, und über den Designer Jean Beck zu reden (wir berichteten), bot der Kunsthistoriker Pascal Heß an, sich um die Erlaubnis zur Sichtung der zahlreichen Entwürfe im Archiv der Wächtersbacher Keramik zu bemühen.
Rainer Mann, Geschäftsführer der Keramik, und Sonja Schiebelhut, Leitung Marketing/PR des Brachttaler Unternehmens, stimmten dem Anliegen gerne zu und so trafen sich unlängst der Münchner Jean-Beck-Forscher Otto F. Götz, der Kunsthistoriker Pascal Heß, Klaus-Dietrich Keßler vom Lindenhofmuseum und Volker Kirchner, Spezialist für die Sozialgeschichte rund um die Wächtersbacher Steingutfabrik. Im Archiv des Brachttaler Traditionsunternehmens suchten sie nach Entwürfen von Jean Beck, der zwischen 1891 und 1893 als Leiter der Dekorabteilung der Wächtersbacher Steingutfabrik das Gesicht der Produktion prägte. Die langwierige, mühevolle, für alle Beteiligten aber spannende und erkenntnisreiche Archivarbeit verlief sehr erfolgreich, auch wenn der erste signierte Entwurf des Jean Beck gut drei Stunden auf sich warten ließ.
Drei signierte Entwürfe mit floralen Dekoren aus dem Werksarchiv ermöglichen nun Otto F. Götz, die Stilrichtung des frühen Jean Beck zu dokumentieren. Für die heimische Forscher- und Sammlergilde ergibt sich der Eindruck, dass Beck die Wächtersbacher Produktion von den ausladenden Formen der Entwürfe zur Roesler-Zeit (bis 1890) hin zu reichhaltigen floralen Historimusdekors auf kleineren Formen führte.
Otto F. Götz. dem die Auswertung und Interpretation des Materials obliegt, reiste sehr zufrieden nach München zurück jedoch in dem Bewusstsein, dass ihn sein nächster Besuch im Brachttal erneut zu den Sammlern führt, gilt es doch nun, die Charakteristika der Beck-Entwürfe in erhaltenen Produkten wiederzufinden.
Otto F. Götz informiert über seine Arbeit auf der Internetseite des Beck-Archivs. Dort sind auch Entwürfe Becks für die Wächtersbacher Steingutfabrik abgebildet: www.jeanbec.kde.
Quelle: Gelnhäuser Bote 03.03.2010